Lange Haare – Weiblichkeit, Identifikation und Wohlbefinden

 

Mit 15 Jahren habe ich meine langen Haare abgeschnitten. Damals, 1999 waren so merkwürdige, wenig ha(a)rmonische Kurzhaarfrisuren angesagt – vorne so lang, dass die Haare noch hinter die Ohren gesteckt werden konnten und hinten steil hoch getrimmt, so dass es definitiv „super kurz“ war. Ich bekam dafür mindestens so viele Komplimente, wie für mein dünner werdender Körper. Jawohl, mit 15 Jahren begann ich auch damit, meinen Mangel an Wärme und Liebe in Selbstzerstörung auszudrücken.

 

Die Haare waren kurz, alle fandens toll (vielleicht wars in Wirklichkeit viel mehr die neue Farbe und nicht die Frisur: violett) und ich fühlte mich zerstört, beschnitten, „nicht ich“. Es fehlte etwas. Da war etwas weg, was zu mir gehörte.

 

Nie mehr wieder habe ich meine Haare kurz geschnitten und über die Jahre sind sie trotz regelmässiger Coiffeur-Besuche immer länger geworden.

 

Für mich sind meine langen Haare Teil meines Ichs, Teil meines Selbstausdruckes und ein Attribut für meine Weiblichkeit. 

Meine Haare geben mir Geborgenheit und sie verstärken meine feine Wahrnehmung. 

 

Jede Frau entscheidet für sich selbst (im Idealfall bewusst), was für sie Weiblichkeit bedeutet, welche mit Weiblichkeit assozierten Aspekte sie wie leben will. Für mich sind es unter anderem lange Haare.

 

Heute musste viel weg! Es ist durchaus ein seltsames Gefühl, wenn ich so viel loslasse. Aber der Gewinn ist unbeschreiblich! Ich bin wieder viel leichter, klarer, kraftvoller und frischer!